Peer-Review ist die klassische Qualitätskontrolle in der Wissenschaft. Dabei wird ein Manuskript bei einem Journal eingereicht und der Editor schickt dieses an zwei bis drei Reviewer weiter. Reviewer sind Fachkollegen (Peers) der Manuskriptautoren und bewerten den Artikel anhand der Fragestellung, zugrunde liegenden Theorien, der korrekten Durchführung der Experimente, Methodik und Analyse. Auch wird die Neuigkeit und die Bedeutung für das wissenschaftliche Feld eingeschätzt. Die Berichte der Reviewer werden an den Editor zurückgleitet, der eine Entscheidung darüber trifft, ob das Manuskript direkt akzeptiert wird, anhand der Berichte verbessert werden muss oder abgelehnt wird. Zum einen kann dieser Prozess über mehrere Runden laufen und eine sehr lange Zeit beanspruchen, zum anderen beginnt er wieder von vorn los, falls das Manuskript abgelehnt, aber bei einem anderen Journal wieder eingereicht wird.
Traditionell verläuft der Peer-Review blind, d.h. die Reviewer erfahren die Namen der Autoren, aber nicht umgekehrt. Dies kann zu Problemen führen, wenn Reviewer sich hinter ihrer Anonymität verstecken und Manuskripte unfair beurteilen. Der Extremfall ist das “scoopen”, bei dem ein Reviewer die Publikation eines Konkurrenten im Reviewprozess hinauszögert, um die Idee des Manuskriptes für eigene Arbeiten zu verwenden. Auch kann es Probleme geben, wenn Reviewer ein Manuskript zu positiv bewerten, um sich einen Vorteil für ein zukünftiges eigenes Paper zu verschaffen, falls die Autoren diese Publikation reviewen sollten.
Eine andere Möglichkeit ist das doppelt blind-Verfahren, wobei weder Reviewer noch Autoren die Namen erfahren. Allerdings ist dies in übersichtlichen wissenschaftlichen Felder nur von kleinen Nutzen, da das Arbeitsfeld einer Arbeitsgruppe gut bekannt ist.
Open science setzt diesem das open Peer-Review entgegen, bei dem der gesamte Prozess öffentlich sein sollte, um eine offene Kommunikation in ethischer und offener Weise zu gewährleisten. Dabei wissen alle Beteiligten die Namen der Akteure. Reviewer-Berichte werden mit der Publikation im Internet veröffentlicht und können optional von den Reviewern unterschrieben sein. Dies hat zur Folge, daß Peer-Review zu einem gemeinschaftlichen Prozess zwischen Autoren und Reviewern wird, um konstruktive Kritik zu gewährleisten.
Mehrere Journals haben bereits ein offenes Peer-Review implementiert, dazu gehören das EMBO Journal (http://emboj.embopress.org/), GigaScience (http://www.gigasciencejournal.com/) und PeerJ (https://peerj.com/). Einen Schritt weiter gehen Journals wie F1000 Research (http://f1000research.com/) oder ScienceOpen (https://www.scienceopen.com/), die ein post-publication review System implementiert haben. Dabei werden Manuskript wie bei pre-prints sofort öffentlich gestellt, bevor ein Peer-Review erfolgt. F1000 Research lädt dann Reviewer ein, die öffentlich die Arbeit reviewen, und die Berichte werden neben dem Artikel hochgeladen. Bei ScienceOpen können aktive Wissenschaftler selbständig und ohne Einladung Manuskripte reviewen.
Der Peer-Review.Prozess, als klassische wissenschaftliche Qualitätskontrolle, kann auch dazu genutzt werden die Open Science-Prinzipien zu verbreiten und Autoren in diesem Prozess konstruktiv zur Seite zu stehen (Aleksic et al. 2015)1.
Das Internet und seine vielseitigen Kommunikationsmöglichkeiten sind ein ideales Mittel für offene Kommunikation. Auch die wissenschaftliche Kommunikation konnte so offenere Formen annehmen und Blogs2 oder die Kommentarsysteme vieler Journals spielen in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle, auch in der Veröffentlichung und Beurteilung von wissenschaftlichen Artikeln. Zwei Plattformen haben sich auf diesem Gebiet besonders hervorgetan. PubPeer ist eine Plattform auf der (optional anonym) wissenschaftliche Artikel beurteilt und diskutiert werden können. So konnte mithilfe dieser Plattform Ungereimtheiten in einigen Publikationen von Prof. Voinnet der ETH Zürich aufgedeckt werden 3. RetractionWatch ist eine Webseite, die die immer häufiger auftretenden Wiederrufe (retractions) von wissenschaftlichen Artikeln dokumentiert, aber auch als Diskussionsplattform fungiert.
Peer-Review kann ein zeitaufwendiger Prozess sein, auch für die Reviewer, die kostenlos diesen Dienst für die Wissenschaft erbringen. Auch hier gibt es Fortschritte, wie z.B. die Plattform Publons, die es ermöglicht, die eigene Reviewtätigkeit zu dokumentieren oder gar Reviews zu veröffentlichen.
Weitere Open-Science-Themen:
Anmerkungen
↑1 | Aleksic J, Alexa A, Attwood TK et al. An Open Science Peer Review Oath [v2; ref status: indexed, http://f1000r.es/4wf] F1000Research 2015, 3:271 (doi: 10.12688/f1000research.5686.2) |
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↑2 | z.B. Haldane’s Sieve, http://haldanessieve.org/ oder http://de.hypotheses.org, ein Fachportal für geisteswissenschaftliche Blogs |
↑3 | Vgl. http://www.labtimes.org/editorial/e_624.lasso |