Bürgerwissenschaft (Citizen Science)


Bei Citizen Science werden Personen in den wissenschaftlichen Prozess eingebunden, die nicht beruflich in dem Wissenschaftsbereich arbeiten. Die “Bürger” in Citizen Science sind hierbei z.T. Laien, aber viele sind auch professionelle Amateure in ihrem Feld.1  Dabei kann die Einbindung verschiedene Formen annehmen. Beim Crowdsourcing oder verteilten Rechnen stellen  Bürgerinnen und Bürger ihre Rechnerkapazität zur Verfügung. Die Projekte SETI.Germany oder yoyo@home sind hier gute Beispiele. Häufiger sind dagegen Vorhaben, worin Bürgerinnen und Bürger bei der Datensammlung involviert sind, z.B. durch Beobachtungen von der Umwelt und Artenvielfalt oder Digitalisierung von historischen Daten. Solche Projekte werden nicht nur von der Wissenschaft angestoßen (wie im Fall der Projekte Roadkill oder Mückenatlas, sondern können auch von wissenschaftlichen Vereinen oder Verbänden koordiniert werden, wie beispielsweise das Projekt Wildkatzensprung von BUND oder das Daten-Eingabe-System (DES) vom Verein für Computergenealogie.

Citizen Science kann aber auch bedeuten, Bürgerforscher in die Entwicklung von Fragestellungen oder die Auswertung von Daten einzubeziehen. Hierfür ist es wichtig, sie auch in die entsprechenden Methodiken einzuweisen. Citizen Science kann dann als Form des lebenslangen Lernens und der Wissenschaftskommunikation verstanden werden. Öffentliche Daten und Protokolle, aber auch frei zugängliches Lehrmaterial spielen hier eine wichtige Rolle, da von Bürgern freiwillig gesammelte Daten und die daraus entstandenen Forschungsprojekte den Bürgern stets auch zugänglich sein sollten.

So ist es heutzutage möglich, genetische Manipulationen an Bakterien im kleineren Maßstab in Gemeinschaftslabors, außerhalb von etablierten Laboren, durchzuführen. Ein Beispiel ist das offene Insulin-Projekt. Auch ist es möglich für Wissenschaftler, Teilnehmer der Öffentlichkeit für Projekte zu rekrutieren, die geeignet sind, in einer größeren Gruppe gelöst zu werden. So können wissenschaftliche Laien dazu genutzt werden, 3D Proteinstrukturen mithilfe des Onlinespiels Foldit2 zu lösen. Auch archäologische Daten können von Bürgern “auf dem Feld” gesammelt, Archivmaterialien gesichtet, historische Quellen transkribiert oder Fachdatenbanken mit Metadaten verschlagwortet werden.

Das am längsten laufende Citizen Science-Projekt ist die Audubon Weihnachtsvogelzählung, die ohne die Mitfhilfe von Bürgerforschern nicht durchgeführt werden könnte. In Deutschland gibt es ähnliche Projekte wie Stunde der Wintervögel und Stunde der Gartenvögel, welche bereits seit 10 Jahren durchgeführt werden.

 

Weitere Open-Science-Themen:

 

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Ziegler et al. 2014, http://buergerschaffenwissen.de/sites/default/files/assets/dokumente/artikel_weiterbildung_0215_18-21.pdf
2 Cooper S. et al. (2010) “Predicting protein structures with a multiplayer online game”. Nature 466(7307): 756-760